Dienstag, 08. Oktober 2024

Josef Singer, Onkologe und Immunologe

Jeder Krebs ist einzigartig wie der Mensch selbst

Dr. Josef Singer ist Facharzt für Innere Medizin mit Zusatzfach Hämato-/Onkologie, Oberarzt am Universitätsklinikum Krems, Privatdozent für Immunologie und erfolgreicher Forscher auf dem Gebiet der Immun-Onkologie. Er lehrt an der Karl Landsteiner Privatuniversität und organisiert seit 2024 den Niederösterreichischen Onkologietag.

Schon als Kind wollte Josef Singer Arzt werden und studierte deshalb nach seiner Matura an der Medizinischen Universität Wien Humanmedizin. Ab dem dritten Studienjahr engagierte er sich in der Forschungsgruppe von Prof.in Erika Jensen-Jarolim am Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung. Sein Fokus lag auf der Entwicklung von neuartigen Immuntherapien gegen Krebs sowie der Rolle der verschiedenen menschlichen Antikörperklassen in der Tumorabwehr. Besonders interessierten den angehenden Arzt und Forscher die Funktionen und Zielstrukturen von IgE-Antikörpern. Hierzu ergaben sich noch im Rahmen des Medizinstudiums zwei Auslandsaufenthalte am Randall Institute des King's College London bei Prof. in Hannah Gould und Prof. in Sophia Karagiannis. „Mit den Vorversuchen aus Wien und der Erfahrung aus London konnten wir rasch spannende Ergebnisse erzielen“, erinnert sich PD Dr. Singer an den Beginn seiner Forscherkarriere, „Es war wirklich beeindruckend zu erleben, wie rasch Erfolge sichtbar werden, wenn zwei Forschungsgruppen zusammenarbeiten und sich in ihrer gegenseitigen Arbeit unterstützen.“

Da die erzielten Ergebnisse sehr vielversprechend waren, blieb Dr. Singer auch nach Abschluss seines Medizinstudiums der Forschung treu und inskribierte für ein PhD-Studium an der Medizinischen Universität Wien im Bereich „Molekulare Medizin“. Hier verfasste er im PhD-Programm „Cell Communication in Health and Disease“ seine Doktorarbeit, in der er spezifisch die möglichen Vorteile von IgE-basierten Immuntherapien gegen Krebs untersuchte. „Während meines Doktorats konnte ich auch am Children's Hospital der Harvard Medical School in Boston bei Prof. in Edda Fiebiger mitarbeiten. Wir setzen uns genauer mit den Funktionen von IgE aber auch etwaigen Krebsimpfungen auseinander“, berichtet Dr. Singer, der im Jänner 2015 zum Forscher des Monats an der Medizinischen Universität Wien und ebenfalls 2015 mit dem Willheim Auerswald Preis für die beste Dissertation an einer Medizinischen Universität in Österreich ausgezeichnet wurde. 

Mit diesen Erfolgen kehrte Dr. Josef Singer, PhD, in die Klinik zurück und begann seine Facharztausbildung, zunächst am AKH Wien, dann am Universitätsklinikum Krems. Nach erfolgreicher Facharztprüfung in Innerer Medizin und der Habilitation im Fach Immunologie, absolvierte Dr. Singer, PhD das Additivfach Hämato-/Onkologie und wird schließlich Oberarzt am Universitätsklinikum Krems. In der Forschung konzentriert sich der Mediziner zu dieser Zeit auf klinische Studien und die Präzisionsmedizin. „Wir führen Beobachtungsstudien durch und loten Möglichkeiten aus, um mit Hilfe der Präzisionsmedizin die Lebensqualität unserer Patient:innen zu steigern. In Einzelfällen funktioniert das sehr gut. Um diese Methoden breiter einsetzen zu können, braucht es jedoch ein noch tieferes Verständnis der Krebszelle und des Immunsystems, welches wir nur durch Grundlagenforschung erlangen können. Hier am Universitätsklinikum Krems haben wir dafür ideale Voraussetzungen: Unser Leiter der Abteilung für Innere Medizin 2, Primar Univ.-Prof. Dr. Martin Pecherstorfer ist sehr forschungsaffin. Mit Univ.-Prof. DDr. Klaus Podar, PD Dr. Sonia Vallet und PD Dr. Gudrun Kreye haben wir exzellente Ärzte, Ärztinnen und Forschende mit viel Know-How im Team und mit der Karl Landsteiner Privatuniversität und dem Fachbereich Molekulare Onkologie und Hämatologie die entsprechenden Strukturen und die Unterstützung einer jungen aufstrebenden Universität“, freut sich PD Dr. Singer, PhD über die wissenschaftliche Ausrichtung des Universitätsklinikums. 

„Das Immunsystem im Kampf gegen Krebs zu unterstützen ist schwierig. Anders als bei Viren oder Bakterien handelt es sich bei der Krebszelle nicht um etwas Körperfremdes, sondern um eine körpereigene, entartete Zelle, die noch dazu versucht, unbemerkt zu bleiben. Hierfür gibt es die unterschiedlichsten Ursachen und Möglichkeiten, daher ist jeder Krebs so wie jeder Mensch an sich einzigartig. In der Forschung versuchen wir dieses komplexe Zusammenspiel zwischen Krebszelle, Immunsystem und den Patientinnen und Patienten selbst mit ihren physischen und psychischen Eigenschaften und ihrem Umfeld besser zu verstehen“, erklärt OA PD Dr. Josef Singer und verweist auf den hohen Stellenwert der Zusammenarbeit: „In der Klinik betreuen wir unsere Patient:innen bestmöglich durch ein multidisziplinäres Team und in enger Abstimmung mit der Pflege. Hier gibt es keine ‚Wunderwuzzis‘, die alles allein können. Erfolg erlangen wir durch Kooperation. Das ist in der Forschung genauso. Für mich ist schön zu sehen, dass Ansätze aus der Immuntherapie, die wir früher im Labor verfolgt haben, heute unseren Patient:innen zugutekommen. Die erfolgreiche Anwendung der Immuntherapie ist das Resultat jahrelanger Forschung und nur die Summe aller Arbeiten ermöglicht uns ein besseres Gesamtverständnis.“

Derzeit untersucht OA PD Dr. Josef Singer, PhD, wie die Komponenten MIC-A und MIC-B auf Tumorzellen exprimiert und reguliert werden und inwiefern das Immunsystem über Natürliche Killerzellen (NK-Zellen) die Tumorzelle angreifen kann. Damit kehrt er zur Immuntherapie und seinen wissenschaftlichen Wurzeln zurück. Seine Arbeit wird durch ein Seed Funding Projekt im Rahmen des Maßnahmenpakets Forschungsimpulse unterstützt. Parallel engagiert er sich bei der Konzeption des neuen PhD-Programms „Tumorbiologie“ an der Karl Landsteiner Privatuniversität: „Nachwuchs aufzubauen ist sowohl in der Klinik als auch in der Wissenschaft notwendig. Mit dem PhD-Programm bilden wir interessierte Mediziner:innen zu Wissenschaftler:innen aus. Wie beim Arztberuf müssen auch hier die Grundlagen, Methoden und Techniken erlernt werden. Das Potential neuer Generationen an Ärzt:innen und Wissenschaftler:innen gilt es unbedingt zu fördern und zu nutzen“.

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